Demotreffpunkt 1993
Ljubomir Bratic, Arif Akkilic

Demonstrationen gegen das Aufenthaltsgesetz
Selbstorganisation und Widerstand

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Im August 1993 organisierten jugoslawische und türkische Vereine eine Demonstration gegen das Aufenthaltsgesetz. Mit diesem ersten gemeinsamen Auftritt markiert das Jahr 1993 eine Intensivierung der Präsenz von MigrantInnen als AkteurInnen in der österreichischen Öffentlichkeit.

Die Arbeitsplätze waren einer der ersten Orte der Protestartikulation. 1965 streikten im Iso-Span-Werk in Obertrum und 1966 in einer Baufirma in Admont jugoslawische ArbeiterInnen.
In beiden Fällen war die Forderung eine Lohnerhöhung. Zu erwähnen sind auch die Proteste der türkischen MigrantInnen – organisiert vom Verein „Arbeiter aus der Türkei“ - in Vorarlberg, 1979. Die Niederschlagung der Streiks bedeutete für zahlreiche Streikende die Ausweisung. „Fremdarbeiter“, die „unangenehm auffielen“, wurden damals kurzerhand abgeschoben. Die Entscheidung darüber, wer unangenehm auffiel, oblag der sogenannten Ausländerpolizei. Dabei ist zu bemerken, dass die Isolierung der MigrantInnen von der mehrheitsösterreichischen Arbeiterschaft oft Teil der Taktik der Sozialpartner war.

Parallel zu diesen sozialen Kämpfen innerhalb der Arbeitsstätten entwickelten sich Organisationsstrukturen in den MigrantInnengruppen. Die Gründung von Vereinen stellte den Versuch dar, den sozialen Ausschließungsinstrumentarien zu entkommen. Die Vereine sind jedenfalls die Form, die am ehesten den Organisationsformen der Zivilgesellschaft innerhalb Österreichs entsprechen. Weder die Türkei noch die damalige SFR Jugoslawien verfügten über solche Organisationsformen.

Seit Mitte der 90er Jahre entwickelten sich neben der in den alten Vereinen gepflegten Identitätspolitik andere Formen von politischer Aktivität. Zu diesen neuen Gruppen zählen etwa die Arbeiterkammer Fraktion BDFA (Bunte Demokratie für alle), Die Bunten, ANAR (Austrian Network Against Racism) und das autonome MigrantInnenzentrum MAIZ. Während die alten Vereine eine defensivere Form der Politik betreiben, versuchen die jungen, partizipationsorientierten Organisationen die Forderung nach gleichen Rechten konfrontativ zu stellen.

Demotreffpunkt Video





Jugoslawische Vereine
"unsere 40 Jahre"



Als Grundstein des jugoslawischen Vereinswesens in Österreich gilt der „Internationale Verein der jungen Jugoslawen“ in Wien, gegründet am 29. November 1969, am Tag der Republik Jugoslawien. Ausgehend von diesem Verein entstanden eine Reihe anderer, sodass sich bald die Frage nach einer Koordination der Aktivitäten stellte. 1971 wurde der „Dachverband der jugoslawischen Vereine in Wien“, 1976 der „Dachverband der Jugoslawischen Vereine in Wien, Niederösterreich und Burgenland“ (Vorläufer des Bundesdachverbands) gegründet. Der Bundesdachverband bestand aus 5 Landesdachverbänden und drei Vereinen in der Steiermark. Der größte (Wien, Niederösterreich und Burgenland) umfasste 43 Vereine. Der kleinste war in Kärnten mit drei Vereinen. Bundesweit umfasste der Jugoslawische Dachverband 121 Vereine. Diese Zahl blieb bis Anfang der 90er Jahre relativ konstant. Mit den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien begannen sich auch die Vereine aufzusplitten, je nachdem ob der Großteil ihrer Mitglieder oder ihre Leitung serbisch, kroatisch, bosnisch, kosovo-albanisch, slowenisch oder mazedonisch war.




Türkisch- und Kurdischsprachige Vereine
"wir machen Politik"



Die Selbstorganisation der ArbeitsmigrantInnen aus der Türkei bilden ein breites politisches wie soziales Spektrum. Der Fokus dieser Ausstellung liegt jedoch auf den linken Vereinen, die in diesen vierzig Jahren Widerstand gegen die politischen Verhältnisse sowohl in der Türkei als auch in Österreich geleistet haben.





Aktuelle Situation
Demokratie für alle!



Das gemeinsame Auftreten von MigrantInnen unterschiedlicher Herkunft bei der Integrationskonferenz des Wiener Integrationfonds im November 1999 und das Antreten zur AK-Wahl 2000 als Bunte Demokratie für Alle (BDFA): Mitbestimmung erfolgt durch Allianzenbildung und durch Entsendung von RepräsentantInnen in politische Institutionen.