Arbeitsbedingungen
"unser Mann präsentiert, bewegt sich aber kaum"


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Die Arbeitsbedingungen der Kolporteure, die als Selbstständige gelten, obwohl sie keine freie Zeiteinteilung haben, ihre Kleidung, ihren Standplatz und die Präsentation ihrer Zeitung genau vorgeschrieben bekommen, sind insbesondere für Kolporteure auf schlechten Standplätzen katastrophal. Die Einkommen sind dort besonders niedrig. 60 bis 70 Prozent der Kolporteure verdienten in den 90er Jahren weniger als 20 Schilling in der Stunde. Aufstiegsmöglichkeiten zu besseren Standplätzen scheinen primär als Disziplinierungsanreize fungiert zu haben, die für die Masse der Kolporteure unerreichbar waren.
Der Großteil lebte und lebt deshalb mit mehreren anderen Kollegen in meist desolaten und überfüllten Wohnungen. Wegen des geringen Verdienstes arbeiten viele Kolporteure in zwei Schichten, etwa zwischen fünf und elf Uhr vormittags und abends zwischen 17 und 23 Uhr. Durch ein System der Mindestabnahme müssen nicht verkaufte Exemplare teilweise von den Kolporteuren selbst aufgekauft werden.